In Marokko könnte es noch viel schöner sein – wenn die Zimmer nicht so schattig wären. Die Urlaubsdomizile im unteren Preisbereich sind alle für die Sommerfrische ausgelegt. Davon kann aber in Marokko im November keine Rede mehr sein. Und wenn dann noch das Internet in den windigen Buden schlapp macht, müssen sich auch die Hotelbesitzer warm anziehen!
Einmal kräftig einheizen bitte!
Wie auch in anderen Teilen der Welt leidet Marokko unter dem Klimawandel. Und mit Marokko zusammen leiden Tausende von Touristen, die gedacht haben, dass im November noch Sommer herrscht. Ist ja Afrika und in Afrika hat es warm zu sein! Als ich in Marrakesch ankomme, ist es so nasskalt, dass ich am liebsten wieder heimfliegen möchte. Im Riad brauche ich zwei dicke Decken, damit mir warm wird. So schön, wie das alte Gemäuer ist – aber überall zieht es rein: Weder die Fenster sind dicht, noch geht die Tür richtig zu. Zwar liegt das Zimmer zum Innenhof, aber der ist nach alter marokkanischer Sitte nicht überdacht. Im Sommer sicher wunderbar kühl …
Am letzten Morgen sitzen wir nicht wie üblich auf der zugigen Terrasse, sondern im Frühstücksraum. Was uns sofort auffällt: Es ist so gemütlich warm hier! Dabei gibt es weder eine Heizung noch einen Heizlüfter. Wir gehen der Sache nach und fallen fast tot um: Die Hitze kommt aus einem großen Bild! Und so ein großes Bild (mit einem Motiv aus China) hängt auch in unserem Zimmer. Daran ist ein Kabel befestigt, was wir die ganze Zeit ein bisschen strange gefunden haben. Unglaublich! Vier Tage lang umsonst gefroren! Da ja jeder ein beheizbares Bild zu Hause hat, hatte uns im Riad natürlich auch keiner den Tipp gegeben, das Bild einzuschalten, wenn uns kalt ist. Naja, beim nächsten Besuch im Riad sind wir dann im Bilde …
Internet arabe – die Telekom lässt grüßen!
In Essaouira, der „windy city“, haben wir es dann komplett aufgegeben, nach einem Heizkörper oder einer Bilderheizung Ausschau zu halten. Wir ziehen nach fünf Tagen aus unserem windigen Zimmer im Riad, das an sich sehr nett ist, in eine Wohnung um. Auch in unserem neuen Apartment zieht es etwas, aber dafür gibt es Top-WLAN! Doch nach drei Tagen dann plötzlich Totenstille im Netz. Eine Ansage kommt auch nicht – so vonwegen: „Sorry, es gibt gerade Probleme mit dem Internet.“ Das geht natürlich gar nicht. Schließlich brauche ich mein Online-Wörterbuch Arabisch und hier und da noch ein paar andere Seiten. Gut, dass der Junge im Klamottengeschäft gleich am Eck mit dem Apartment-Besitzer zusammenarbeitet. Ich sage ihm im Laufe des Tages mehrmals freundlich, dass wir kein Netz haben, aber es passiert überhaupt nichts. Am Abend platzt mir dann der Kragen und ich blaffe ihn an, dass er nun ′mal langsam was machen soll. Endlich kommt Apartment-Chef Zaki – und ist ratlos.
Am nächsten Tag schreiben wir Zaki dann, dass wir ausziehen, wenn wir bis Nachmittag kein WLAN haben. Er taucht wieder bei zu uns auf (immer noch ratlos), erkennt den Ernst der Situation, telefoniert daraufhin stundenlang herum, hängt bei der arabischen Telekom ewig in der Leitung und endlich stellt sich heraus: Es handelt sich um ein Routerproblem! Binnen weniger Stunden ist ein Techniker da und das Drama beendet. Und das an einem Freitag (also unserem Sonntag)! Natürlich haben wir während dieser Durststrecke nicht wirklich auf dem Trockenen gesessen: Khaled, der Besitzer des Restaurants bei uns gegenüber, hat uns erlaubt, sein WLAN jederzeit anzuzapfen. Ach ja, und der Junge aus dem Klamottenladen ist jetzt ziemlich sauer auf mich, weil ich ihn so angefegt habe. Angeblich arbeitet er gar nicht mit unserem Apartment-Vermieter zusammen. Komischerweise war er aber während der ganzen Vermietaktion und Geldübergabe dabei. Das soll nun einer verstehen …
Aber was auch immer passiert: Marokko ist trotzdem ein wunderschönes Land und eine kleine Unzulänglichkeit hier und da schnell vergessen.