Eigentlich heißt dieser freundliche Ort, in dem bis zu 150 Kinder im Alter von 0-12 Jahren betreut werden, „Guardería Luz Divino“ („Kindertagesstätte Göttliches Licht“). Wer hier aufgenommen wird, hat richtig Glück. Die Betreuerinnen sind sehr engagiert und widmen sich mit viel Liebe den zu Hause vernachlässigten Kids.
Bei dem staatlichen Projekt handelt es sich um kein Waisenheim oder Zufluchtsort für Straßenkinder. Alle Kids leben bei ihren Eltern oder der alleinerziehenden Mutter. Nicht wenige der Frauen sind von ihrem Partner sitzengelassen worden und ziehen ihre Kinder jetzt alleine auf. Oft ist das Geld knapp und die Kids können nicht richtig versorgt werden, weil sich der Kindsvater aus dem Staub gemacht hat und keinen Unterhalt zahlt. Die Frauen müssen arbeiten gehen, können sich aber keinen Kindergarten oder andere Betreuung leisten. Andere Kinder leben zwar mit Mama und Papa zusammen, erleben aber häusliche Gewalt, haben alkohol- oder drogenabhängige Eltern und sind traumatisiert.
Doch für einige Kinder gibt es Hilfe: Wenn die Eltern (oder Mutter) bei einer Art Sozialamt einen Antrag stellen, werden sie auf eine Warteliste gesetzt und bekommen nach einer gewissen Zeit für ihr Kind einen Platz in der Guardería, manchmal sogar auch für die Geschwister. Die Kinder werden bei Bedarf mit einem Minibus von zu Hause abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Die Kindertagesstätte ist montags bis freitags von 5.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet und komplett kostenlos. Die größeren, schulpflichtigen Kinder verbringen hier ihre Ferien beziehungsweise, wenn sie Schule haben, ihren Nachmittag oder Vormittag (je nachdem, wann der Unterricht beginnt), um Hausaufgaben zu machen oder sich auf Klassenarbeiten oder Prüfungen vorzubereiten, was zu Hause oft nicht möglich ist.
Die Kinder sind, je nach Alter, in sieben Gruppen eingeteilt (die Gruppen mit den Babys und Kleinkindern sind kleiner als die der älteren Kids). Jede Gruppe wird von einer festangestellten „Maestra“ (Lehrerin / Erzieherin) geleitet, unterstützt von ein bis zwei ebenfalls angestellten Assistentinnen bzw. einem / einer Freiwilligen. Der Tagesablauf ist genau geregelt; ohne Organisation würde es in dem Haus zu einem riesen Chaos kommen. Die Mitarbeiterinnen überlassen die Kinder nicht sich selbst, sondern achten darauf, dass sie sich sinnvoll beschäftigen und ihrem Alter entsprechend etwas lernen.
Ich helfe in der Gruppe mit den Kleinkindern unter zwei Jahren. Im Moment sind es sieben bis acht. So kurz vor Weihnachten haben einige Eltern Urlaub und schicken ihre Kleinen nicht in die Guardería. Was mir gleich aufgefallen ist, ist, dass die Kids kaum weinen, höchstens, wenn sie von einem anderen Kind gebissen werden. Aber wenn sie hinfallen oder sich stoßen, veranstalten sie kein großes Trara, sondern machen einfach weiter. Eine Mitarbeiterin meinte, dass sie einfach nur „überleben“ wollen …
Für die Volunteer Jobs im Kinderhaus braucht man keine besondere Ausbildung. Viele Freiwillige kommen ja direkt nach Highschool / Abi / vorm Studium hierher. Die Kinder sind dankbar für jede Art von Aufmerksamkeit und freuen sich, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Und die Erzieherinnen freuen sich, wenn sie noch jemanden an ihrer Seite haben, der ihre Rasselbande zusammenhält, mit den Kids spielt, ihnen die Schuhe zubindet, sie auf dem Spielplatz bespaßt oder beim Essen füttert. Also, für alle, die gern Kinder mögen, eine Arbeit, die zwar manchmal etwas anstrengend ist, aber bei der man von den Kindern sehr viel zurückbekommt.