Das Wort „Kultur“ gebrauchen wir in unterschiedlichem Kontext und je nach kultureller Zugehörigkeit; eine allgemeingültige Begriffserklärung gibt es nicht. Jeder Einzelne von uns gehört mehreren kleinen Kulturen / Lebenswelten an (Arbeitsplatz, Uni, Familie, Fußballclub, Freundschaftsverein, Kirche etc.). Interkulturelle Kompetenz hilft dabei, im Gastland oder bei der Kommunikation mit Geschäftspartnern aus anderen Kulturen fremde Verhaltensweisen zu verstehen und Konfliktsituationen zu minimieren.
Kultur
Im Deutschen benutzen wir „Kultur“ (abgeleitet vom lateinischen „colere“: „pflegen, urbar machen, ausbilden“) im Sinne von bewohnen (Lebensumfeld), bebauen (z.B. Ackerbaukultur), veredeln, schmücken (Schöne Künste, Oper etc.), anbeten (Kult).
Eine Kultur ist nicht identisch mit einem ganzen Land bzw. kann nicht räumlich oder sprachlich eingegrenzt werden. Innerhalb eines Landes / einer Nation existieren viele unterschiedliche Kulturen, deren Individuen wiederum weiteren kleinen Lebenswelten angehören. Was alle Kulturen prägt, sind ihre routinemäßigen Handlungen, die ihre Angehörigen sinnvoll und normal finden. Die Muster für dieses kulturbedingte Verhalten werden schon in der Kindheit erlernt.
Kultur > Volkstänze+Trachtenverein
Für Globetrotter bedeutet das, dass sie bei „Kultur“ nicht nur an Nationalgerichte, Folklore, Etikette, Sehenswürdigkeiten und Sprache denken sollten. Was sie sehen und erleben, ist nur die Spitze eines kulturellen Eisberges », der weit in die Tiefe reicht und dessen Sinnhaftigkeit sich einem Außenstehenden erst nach langer Zeit oder auch nie erschließt. Des Weiteren laufen Reisende Gefahr, wenn sie die Einheimischen nur nach oberflächlichen Eindrücken beurteilen oder / und „in Schubladen stecken“, Klischees zu bedienen. Sie verpassen den – nicht immer einfachen – Prozess, die Kulturen des Gastlandes intensiver kennenzulernen und unvergessliche Eindrücke bei Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen zu sammeln. Denn vor uns verborgen finden sich die Normen, Werte, Verhaltensweisen und Glaubenssätze einer Kultur. Es dauert sehr lange, bis ein Reisender diese wenigstens teilweise entdeckt.
Interkulturelle Kompetenz
Interkulturelle Kompetenz ist also gefragt, wenn man sich nicht nur als Tourist fühlen, sondern mehr über die Kultur/en des Gastlandes erfahren will. Wer sich im Ausland nur an seinem (deutschen) Wertesystem orientiert, wird viele Verhaltensweisen gar nicht verstehen oder missverstehen, verunsichert werden und im schlimmsten Fall frustriert abreisen – mit schlechten Erinnerungen im Gepäck. Darum ist es sinnvoll, nicht nur Sprachkenntnisse zu erwerben, sondern sich auch eingehender mit den Kulturen des Reiselandes zu beschäftigen. Das geht weit über die gerne genutzten „Dos and Don’ts“ hinaus, die oft auch Klischees bedienen, aber zumindest in der ersten Zeit im Land hilfreich sind.
Eigene Wertemuster kennen
Wer in fremden Lebenswelten unterwegs ist, sollte aber auch über seine eigene Kultur Bescheid wissen und seine eigenen Normen, Werte, Verhaltensweisen, Routine etc. kennen. So ist es leichter nachzuvollziehen, warum ausländische Kommunikationspartner manchmal kein Verständnis für die „deutsche Mentalität“ aufbringen, z.B. wenn ein Deutscher beim Meeting ohne Small Talk gleich zum geschäftlichen Teil übergeht oder schonungslos Kritik an seinen Mitarbeitern übt. Wir kennen diese Verhaltensweisen und können damit leben, aber ein Amerikaner oder Brasilianer empfindet dieses „effiziente Verhalten“ bzw. diese „Ehrlichkeit“ als hochgradig unhöflich oder sogar schon beleidigend. Die persönliche Ebene spielt in vielen Kulturen eine große Rolle. Sowohl im Geschäftsleben als auch bei privaten Kontakten entscheiden oft diese Verhaltensweisen über den Fortgang der Beziehungen.