Tortuguero an der Karbikküste steht schon lange auf meiner Ausflugs-Wunschliste. Als großer Froschliebhaber will ich unbedingt die Pfeilgiftfrösche sehen. Und da es in der Karibik sowieso ständig regnet, ist es egal, wann ich mich dorthin auf den Weg mache. Kurzentschlossen buche ich mein Hostel und fahre los. Drei Busse und ein Boot später bin ich dann in Tortuguero. Zur Begrüßung fängt es gleich kräftig an zu schütten.
In meinem netten „Aracari Garden Hostel″ kann ich mir zum Glück Gummistiefel und ein gutes Regenponcho ausleihen. Meine Sachen sind nämlich schon am ersten Abend klitschnass, nachdem ich – wohlgemerkt – mit Schirm einmal durch den kleinen Ort gelaufen bin. Regen ist ja an sich nicht so schlimm. Doch bei rund 80 Prozent Luftfeuchtigkeit trocknet so gut wie gar nichts, egal ob draußen oder drinnen. Da ich mit meinen trockenen Sachen haushalten muss, lege ich alle drei Exkursionen auf Tag zwei. So lohnt sich das Nasswerden wenigstens!
Bootstour in Tortuguero
Die Bootstour startet um sechs Uhr morgens. Erstaunlicherweise regnet es ′mal nicht. Unsere Gruppe, bestehend aus einer vierköpfigen kanadischen Familie und mir, wartet am Eingang des Nationalparks auf Guide Luis. Der taucht wenig später in einem kleinen Ruderboot auf. Da wir ein bisschen erstaunt schauen, erklärt er uns, dass nur die Hotels Motorboote nutzen und dadurch aber die Tiere gestört werden. In einige Kanäle darf man auch gar nicht mit Motorbooten hineinfahren. Das verstehen wir natürlich. Und so langsam sind wir nun auch wieder nicht, denn Luis hat schlauerweise für uns extra Ruder mitgebracht …
Am Anfang der Tour sehen wir „nur“ ein paar Vögel. Das klingt jetzt ziemlich undankbar, aber wir haben halt alle keine Ahnung von den gefiederten Gesellen, die überall im Geäst herumsitzen und wollen lieber Faultiere, Krokodile und Affen sehen. Luis tut sein Möglichstes, um uns die Lebensweise der Vögel näherzubringen. Zum Beispiel sehen wir einen größeren Vogel reglos auf einem Ast im Fluss hocken, sein Gefieder weit geöffnet: Auf diese Weise versucht er, seine Federn zu trocknen, was in Tortuguero ziemlich schwierig ist. Als wir eine Stunde später wieder an ihm vorbeikommen, sitzt er immer noch an der gleichen Stelle und trocknet …
Da eine Tierbeobachtungstour kein Besuch im Zoo ist, in dem sich die Tiere den Besuchern „präsentieren“, darf man nicht enttäuscht sein, wenn in freier Wildbahn manchmal nicht so viele Tiere zu sehen sind. Eine Alternative stellen die Tierauffangstellen („Rescate de los animales“) dar, von denen es in Costa Rica einige gibt: Dort werden kranke oder vom Aussterben bedrohte Tiere wieder aufgepäppelt und – wenn möglich – fit für das Leben in der Wildnis gemacht. So einen Park hab ich vor ein paar Wochen besucht. Die Tiere leben in Gehegen, ′mal von den Leguanen abgesehen, die überall herumspazieren. Einen Besuch war der gepflegte Park Zoovae mit über 125 verschiedenen Tierarten auf alle Fälle wert – und eine schöne Einstimmung auf meinen Aufenthalt in Costa Rica!
Faultiere und Kaimane
Doch zurück zu meiner Bootstour. Luis hat ein scharfes, trainiertes Auge und erspäht tatsächlich einiges, was uns interessieren könnte: In den Baumwipfeln sitzen Faultiere, im Geäst springen Kapuzineräffchen herum, auf Baumstämmen im Fluss sonnen sich zwei verschiedenartige Schildkröten, und ein Kaiman lugt aus dem Wasser hervor … So viel Fauna hätte ich gar nicht erwartet! Pünktlich auf der Rückfahrt fängt es wieder an zu regnen. Ist mir egal, ich hab schon schöne Fotos gemacht.
Am gleichen Tag gehe ich noch mit Luis zu Fuß durch den Nationalpark. Die anderen haben keine Lust mehr, im Regen herumzupatschen. Der Weg hat sich in einen Bach verwandelt und das Wasser steht so hoch, dass es mir fast in die Gummistiefel läuft. Da ich mit Luis alleine bin, kann ich ihn richtig ausfragen: Er kennt sich wirklich super mit den Tieren und Pflanzen der Gegend aus! Wir sehen unter anderem Affen und am Strand Spuren eines Jaguars, von denen es im Park über 30 gibt. Am Abend geht es noch einmal auf Tierbeobachtungstour, wieder mit Luis. Anfangs ist es trocken, danach fängt es wieder an zu schütten. Aber wir sehen ganz oben im Baum einen Ameisenbär, der schwer an einem Ast arbeitet, des Weiteren einen klitzekleinen, seltenen Frosch und ein Opossum, das über ein Stromkabel flitzt und sich nicht traut, ins Geäst zu springen. Mehr kann man wirklich nicht erwarten und ich bin froh, dass ich mich von der Nässe nicht hab abschrecken lassen!
Dem Blue-Jeans-Frosch bin ich leider nicht begegnet; der hält sich wohl auf der anderen Seite des Flusses auf. Ein Grund mehr, um noch einmal wiederzukommen!