Unzählige Legenden ranken sich um die Inka und ihr „Reich der vier Teile“. Das größte Imperium Südamerikas mit seinen grandiosen architektonischen Leistungen fasziniert uns bis heute.
Das um 1200 gegründete Inka-Reich reichte bei der Ankunft der Spanier vom heutigen Quito bis nach Mittelchile und von der Pazifik-Küste bis hin zu den Regenwäldern des Flusses Urubamba.
Knapp 300 Jahre lang prägten architektonische Meisterleistungen, aber auch Maßlosigkeit und Gewalt die Inka-Gesellschaft. Darunter litten über 250 unterjochte Stämme. Von den 13 Inka-Herrschern sind die letzten fünf geschichtlich bestätigt; über die anderen kursieren viele Legenden.
Als die Spanier das Inka-Reich 1532 überfielen, war es bereits durch interne Querelen geschwächt. Mit der Gefangennahme und Hinrichtung ihres Herrschers Atahualpa durch die Spanier zog sich ein neuer Riss durch die Inka-Gesellschaft: Eine Fraktion setzte sich gegen die Eroberer weiter zur Wehr, die andere, die vor allem aus der von den Inka unterdrückten Bevölkerung bestand, verbündete sich mit den Spaniern.
Da fast die gesamte Geschichte der Inka nicht aufgezeichnet, sondern nur mündlich überliefert wurde, gibt es keine hundertprozentigen Erkenntnisse und oft vermischen sich Dichtung und Wahrheit. Eine Knotenschrift aus geknüpften Knotenschnüren („Khipu“) diente ihnen lediglich zur statistischen Erfassung von Warenbeständen.
Die Inka waren tief religiös und verehrten die unterschiedlichsten Götter. Sie opferten Tiere und sogar Menschen. Mit Hilfe der Rituale und im Austausch mit Natur und Gottheiten konnten sie nicht nur das gesellschaftliche Leben in den Städten organisieren, sondern auch die Ordnung im Vielvölkerstaat aufrechterhalten.
Titicaca-See: Die Wiege der Inka
Besonders sagenumwoben ist der 3.800 Meter hoch gelegene tiefblaue Titicaca-See, der heute zu Peru und Bolivien gehört. Hier soll die Zivilisation der Inka entstanden sein. Allerdings existieren sehr viele unterschiedliche Mythen zur Herkunftsgeschichte.
Einer der Legenden zu Folge herrschte vor langer Zeit auf der Erde ewige Nacht. Es gab weder Recht, Religion noch Ordnung, und die Menschen lebten unter unwürdigen Bedingungen – fast wie Tiere. Da bekam der Sonnengott Inti Mitleid mit ihnen und setzte auf einem Fels der „Isla del Sol“ (Sonneninsel) seine Kinder Manco Cápac und dessen Schwester und Gemahlin Mama Ocllo aus. Beweis für dieses Ereignis sollen die zwei großen Fußabdrücke in der Nähe des heiligen Felsens auf der Insel sein, die die Sonne bei ihrer Stippvisite auf der Erde hinterlassen haben soll.
Intis Sprösslinge Manco Cápac und Mama Ocllo sollten die Welt verbessern und auf der Erde Ackerbau, Viehzucht, Handwerk und Städtebau einführen. Mama Ocllo war von ihrem Vater wegen ihres scharfen Verstandes für diese Mission auserwählt worden. Ihr Auftrag lautete, die Frauen in Sachen Webkunst und Häuserbau zu unterrichten. Manco Cápac gilt in der Mythologie als legendärer Gründer der Inka-Dynastie.
In einer anderen Legende hebt Inti Manco Cápac aus den Tiefen des Titicaca-Sees empor. In einer weiteren Sage wird Manco Cápac als Sohn von Wiraqucha (spanisch: Viracocha) beschrieben – einer bedeutenden Gottheit, dem Schöpfer der Zivilisation. Dieser Gott in Menschengestalt soll Erde, Sonne, Mond und Sterne sowie die Stämme der Andenbewohner erschaffen und sie gelehrt haben, miteinander in Eintracht zu leben. Von vielen Andenvölkern – allerdings nicht von den Inka – wird Wiraqucha mit dem Schöpfer der Welt Pachakamaq (Pachacámac) gleichgesetzt.
Die Gründung von Cusco
Auch die Gründung der malerischen Stadt Cusco ist sagenumwoben. In einer der vielen Legenden gehen die Kinder von Inti, Manco Cápac und Mama Ocllo auf die Suche nach einem geeigneten Ort für ihr Königreich, nachdem sie auf der Sonneninsel des Titicaca-Sees in die Welt gelangt waren.
Der Sonnengott hatte sie mit einem goldenen Stab ausgestattet. Dort, wo sie den Stab mit einem Hieb in den Boden treiben konnten, sollten sie ihr Domizil gründen.
Nachdem die beiden lange gewandert waren, kamen sie ins Tal des Flusses Río Huantanay. Dort trieb Manco Cápac den goldenen Stab tief in die Erde. Mit dieser göttlichen Geste wurde der Ort zur zukünftigen Hauptstadt des Inka-Reiches auserkoren: Qusqu (Cusco) entstand – für die Inka der „Nabel der Welt“.
1983 zum Weltkulturerbe erklärt, hat sich die Stadt Cusco trotz spanischer Eroberung ihren indigenen Anden-Charakter bewahrt. Obwohl heute spanische Plätze, Holzbalkone und die Kathedrale sehr an die koloniale Vergangenheit erinnern, lassen die exakt gehauenen Steinmauern keine Zweifel aufkommen, wer die Stadt gegründet hat.
Was die Inka für großartige Baumeister waren, zeigte sich schon bei einem schweren Erdbeben 1650: Fast alle spanischen Kolonialbauten wurden schwer beschädigt oder fielen zusammen. Nur die mächtigen Inka-Fundamente, bei deren Errichtung kein Mörtel benutzt worden war, hielten den Erschütterungen stand.
Die Götter der Inka
Für die Inka lag die Erde (Pachamama) auf dem Meer (Mamaqucha), das der Unterwelt entsprach, darüber wölbte sich der Himmel. Die Berge – „Brüste Pachamamas“ – stellten ihrer Meinung nach Verbindungen zwischen Erde, Himmel und der Unterwelt her. Das Wasser des Titicaca-Sees, der „Mittelpunkt der Welt“, war gleichbedeutend mit dem „Wasser des Meeres unter der Erde“.
Auch die Sternbilder und Sonnenwendtage spielten eine wichtige Rolle: Jeder Ort des Inkareichs entsprach einem Stern, so dass Land- und Sternenkarte identisch waren. Für die Inka existierten die „Welten hier unten und dort oben“, die durch eine Brücke miteinander verbunden waren.
In dieser Hochkultur wurden verschiedene Götter angebetet. Die allerwichtigsten waren – neben Naturgöttern Erde, Meer, Regen und Donner – der Schöpfergott Wiraqucha sowie Herrscher und Hauptgott Inti, der Sonnengott. Seine „auserwählten Kinder der Sonne“ waren die Inka selbst. Die Inka-Herrscher betrachteten sich als direkte Nachkommen dieser Götter, die sie mit göttlicher Macht über ihr Reich ausgebreitet hatten.
Auch Göttinnen spielten in der Inka-Mythologie eine große Rolle, etwa Intis Gattin und Schwester Mama Quilla: Die Mondgöttin oder auch „Goldene Mutter“ beschützte vor allem die verheirateten Frauen. Als Tochter der Meeresgöttin Mama Cocha und des Gottes Wiraqucha sowie Mutter von Manco Cápac, Mama Ocllo und Schöpfergott Pachacámac symbolisierte sie die Kraft der natürlichen Mond-Zyklen, auf die sich jede Frau verlassen konnte – bis Männer einen Kalender mit unterschiedlich langen Monaten erschufen.
Oft wurde Mama Quilla als goldene oder silberne Scheibe mit menschlichem Antlitz und weiblichen Zügen dargestellt. Es hieß, dass sie bei Mondfinsternis von einem himmlischen Jaguar verschlungen werde. Die Göttin überwacht der Legende nach bis heute den Inkakalender, Hochzeiten und Feiertage. Da sich viele Zeremonien nach dem Mondkalender richten, stehen sie unter dem Schutz von Mama Quilla.
Der See des Stein-Pumas
Dieser Sage nach gab es vor langer Zeit am Titicaca-See ein sehr fruchtbares Tal, in dem die Menschen glücklich und zufrieden miteinander lebten. Neid, Hass, Tod und Missgunst kannten sie nicht. Sie litten weder Hunger noch Not. Die Götter der Berge, die Apus, beschützten das Volk. Als Gegenleistung verlangten sie nichts weiter, als ein Verbot zu respektieren: Niemand sollte zu keinem Zeitpunkt in die Berge wandern, wo das heilige Feuer loderte.
Keiner der glücklichen Bewohner kam auf die Idee, die Götter zu hintergehen und sich Zugang zu dem Feuer zu verschaffen. Doch dem Teufel, der sein Dasein in Dunkelheit fristen musste, sagte diese Harmonie überhaupt nicht zu. Er begann, Unfriede unter den Menschen zu säen und sie herauszufordern: „Habt ihr keinen Mut? Traut ihr euch nicht, das heilige Feuer aus den Bergen zu holen?“
Er setzte den Menschen solange zu, bis sie sich eines Morgens in die Berge aufmachten. Doch schon nach kurzer Wanderung wurden sie von den Göttern überrascht, die sie wegen ihres Ungehorsams bestrafen wollten: Sie hetzten Tausende von Pumas auf die unglücklichen Männer. Diese flehten den Dämon um Hilfe an, der sich aber nicht blicken ließ.
Als der Sonnengott Inti dieses Trauerspiel mit ansehen musste, vergoss er bittere Tränen. Es waren so viele, dass sich nach 40 Tagen das ganze Tal mit Wasser gefüllt hatte. Nur ein Mann und eine Frau konnten sich im Boot vor der Überschwemmung retten. Als die Sonne wieder aufging, erblickten sie einen riesigen See. In den Fluten trieben die leblosen Körper der Pumas, die sich in Steinstatuen verwandelt hatten. Das ist auch der Grund, warum sich der Titicaca-See „See der Stein-Pumas“ nennt.
Gemeinsam gegen die Dürre
Wurde bei den Inka das Wasser knapp, sorgten überirdische Kräfte für Abhilfe. So griff Mama Micay ein, als die Inka-Bevölkerung im Tal von Cusco ihre Maisfelder nicht mehr bewässern konnte: Die Gattin von Inca Roca ließ ihre magischen Kräfte spielen – und schon floss das Wasser wieder in Strömen. Diese Legende ist insofern wahr, als dass die Familie von Micay die Wasserrechte in Cusco und Umgebung besaß.
Und Gott Wiraqucha konnte sogar Wasser aus einem Felsen sprudeln lassen: Die Schöpfergottheit, die vor Ankunft der Spanier von allen Völkern der Anden-Region verehrt wurde, war schon allein wegen dieser außerordentlichen Fähigkeiten nicht aus dem religiösen Leben der Einwohner der kargen Anden-Gegend wegzudenken.
In ihren Legenden bezeichneten sich die Inka gern auch als die Erfinder der künstlichen Bewässerung. Das waren sie allerdings nicht, sondern schon frühere Kulturen wie zum Beispiel die Chimú (1000-1470): Ihre Kanäle leiteten das Wasser an bis zu 100 Kilometer entfernte Orte weiter und trugen so zur Fruchtbarkeit der Täler und Ernährung der Bevölkerung bei.
Aber auch die Inka sind berühmt für ihre Bewässerungstechnik, die sie weiterentwickelten und zu einem umfassenden, effektiven Bewässerungssystem ausbauten. In den Bergen legten sie Terrassen an, um geringe Wassermengen bestmöglich nutzen zu können, indem sie sie von einer Terrassenstufe zur nächsten leiteten.
Neben all den Göttern, die mit im Spiel waren, half aber auch das technische Können und Organisationsgeschick der Inka bei der Instandhaltung der Bewässerungssysteme. Denn ohne diese handwerklichen Meisterleistungen wäre es kaum möglich gewesen, das Wasser über einen Tag oder ein ganzes Jahr hinweg an die richtigen Stellen zu verteilen.
Von der Kristallschale zur Staatsreligion
Als der Inka Yupanqui vor der Thronbesteigung seinen Vater Viracocha in der Nähe von Cusco besuchen wollte, hatte er ein denkwürdiges Erlebnis: Auf seiner Wanderung sah er, wie an der Quelle Sursurpuqio eine Kristallschale ins Wasser fiel. Und das Merkwürdigste dabei: Auf ihrer glitzernden Oberfläche erblickte er einen Indio mit drei leuchtenden Sonnenstrahlen am Hinterkopf. Um seine Achseln wanden sich Schlangen, und er trug das Stirnband der Inka-Herrscher.
Yupanqui war so erschrocken, dass er die Flucht ergriff. Doch der Indio rief ihm nach: „Yupanqui, fürchte dich nicht! Ich bin dein Vater, der Sonnengott! Du wirst viele Völker unterwerfen und mir Ehrfurcht erweisen. Denk an mich, wenn du Opfergaben bringst!“
Dann verschwand er, aber die Kristallschale blieb zurück. Yupanqui nahm sie mit nach Hause und bewahrte sie im Palast gut auf. Als er sie später wieder zur Hand nahm, spiegelte sie ihm alles vor, was er sehen wollte. Er war so beeindruckt, dass er nach seiner Thronbesteigung eine Statue des Sonnengottes Inti schaffen ließ, die von der Form her an die Quelle erinnerte, wo er sie einst gefunden hatte.
Die Macht der Berge
Das Leben in den Anden wird bis heute von Erdrutschen, Lawinen, Erdbeben und Unwettern bedroht. Wasser wiederum bedeutet für die Andenvölker Leben, denn es sorgt in der kargen Bergwelt dafür, dass Nutzpflanzen und Vieh gedeihen können und die Existenz der Bevölkerung gesichert wird. Um die Götter milde zu stimmen, haben sich deshalb bis heute Rituale erhalten, bei denen die Berge im Mittelpunkt stehen. Im Glauben der Inka sind sie nämlich Sitz der Ahnengeister: Sie kontrollieren die Fruchtbarkeit der Viehherden, der Felder und sogar das Wetter. Außerdem herrschen sie über Rohstoffe und wilde Tiere.
In der Gegend um Cusco werden besonders die über 6.000 Meter hohen Berge Ausangate und Salcantay verehrt. Kein „Normalsterblicher“, sondern nur ein mit den Ritualen bestens vertrauter Priester darf diese machtvollen Berge in seine Zeremonien einbeziehen.
Ungefähr 90 Kilometer von Nazca entfernt, in Puqio, werden die Berge auch geehrt: Hier konnten die Bewohner in alten Zeiten den Wasseradern sogar bis ins Zentrum der Heiligen Berge folgen, wird berichtet. Bis heute erklimmt deshalb eine Gruppe von Männern, die sich mit den Ritualen gut auskennen, in der Nähe von Puqio einen Gipfel und bringt ihm Opfer dar, damit er Wasser spendet.
Andere Bergbewohner glauben sogar, dass die örtlichen Gottheiten im Gebirge residieren und in einem der Berge eine Stadt liegt: Die Geister der Toten machten sich schon zu Zeiten der Inka zum Berg Coropuno auf, um dort zu leben, heißt es. Um sich in den Dienst der Berggötter zu stellen, klettern ebenfalls im August Männer aus einer nahen Ortschaft auf diesen Berg. Und wie sich inzwischen erwiesen hat, scheint der Mythos um die Stadt gar nicht so aus der Luft gegriffen zu sein: Man fand nämlich dort inzwischen Ruinen.
Die Entstehung des Reiches
Von einer Reise nach Tambotoco brachte Manco Cápac ein heiliges Objekt mit, das aussah wie ein Vogel und „Inti“ oder auch „Bruder“ genannt wurde. Jeder Inca war in Besitz eines ähnlichen heiligen Gegenstandes, der an die Nachkommen weitergegeben und in einem aus Stroh geflochtenen Kasten aufbewahrt wurde. Fünf Generationen durften diese Kiste nicht öffnen. Der vierte Herrscher des Königreiches Cusco, Mayta Cápac (Quechua: Mayta Qhapaq), dessen Mutter ihn schon nach drei Monaten zur Welt gebracht haben soll, tat es schließlich. Kaum aus der Kiste befreit, fing der Vogel „Inti“ an, mit ihm zu sprechen und ihm Ratschläge zur Kriegsführung zu erteilen.
Tatsächlich war Mayta Cápacs Regierungszeit geprägt von Kämpfen um die Stadt Cusco, die sein Volk mit den Nachbarn, den Allcahuiza, führte. In Chroniken wird er als großer Krieger beschrieben, der auch weiter entfernte Gebiete wie den Titicaca-See, Potosi und Arequipa einnahm. Zwar blieb sein Herrschaftsgebiet auf das Cusco-Tal beschränkt, doch er besiegte schließlich seine Feinde, die Allcahuiza.
Auch seine Nachkommen führten Kriege – und das in größerem Stil: Die Inka eroberten immer neue Ländereien und unterdrückten in ihrer Blütezeit fast 250 Völker: Wie der Vogel prophezeit hatte, war durch die Kriegsführung der Inka ein riesiges Imperium entstanden.
Das Tor zum Land der Götter
Als die spanischen Eroberer nach ihrer Landung in Peru begannen, die Gold- und Silberschätze der Inka zu rauben, passierte etwas Außergewöhnliches: Der einheimische Priester Aramu Maru konnte mit Hilfe einer goldenen Scheibe aus seinem Tempel in die Berge von Hayu Marca in der Nähe des Titicaca-Sees fliehen. Mit einem anderen Schamanen vollzog er der Legende nach ein Ritual, das bewirkte, dass sich ein sieben Meter breites und sieben Meter hohes Tor öffnete, aus dem ein gleißend-blaues Licht drang. Aramu Maru übergab dem Schamanen die goldene Scheibe und trat ein. Er wurde nie wieder gesehen.
Sogar Forscher und Besucher haben angeblich schon Tunnel, Sterne und Lichter bei der Besichtigung dieses mystischen Ortes erblickt, einige eine „komische Musik“ gehört. Obwohl diese Aussagen nicht besonders ernst genommen werden, gibt es schon seit Jahrzehnten immer wieder Berichte örtlicher Zeitungen, dass die Bevölkerung fliegende Objekte in der Region gesehen habe – und zwar schon lange bevor die Ruinen der Tür durch Zufall von einem Touristenführer entdeckt wurden. Im Innern stieß der Guide auf eine kleinere Grotte von zwei Metern Durchmesser.
Nach Bekanntwerden dieses Fundes wimmelte es plötzlich nur so von Archäologen, die alle bereits vom „Tor zum Land der Götter“ gehört hatten. Weiteren Legenden zu Folge, die sich um dieses Bauwerk ranken, waren vor langer Zeit schon die größten Krieger durch dieses Tor getreten, um sich mit den Göttern in einem neuen Leben der Unsterblichkeit zu vereinen.
Die große Flut
Wie auch in vielen anderen Gegenden der Welt kursierten unter den Inka Legenden über eine große Sintflut. So soll es sich zugetragen haben, dass in uralten Zeiten die Menschen geizig und gewalttätig waren und den Göttern nicht den gebührenden Respekt zollten.
Nur im Andenhochland benahmen sich die Einwohner nicht wie diese ungläubigen Barbaren. Eines schönen Tages bemerkten zwei rechtschaffene Brüder, die als Schäfer arbeiteten, dass ihre Lamas einen sehr traurigen Eindruck machten. Sie fragten nach dem Grund und die Tiere teilten den beiden mit, dass eine schwere Flut kommen und alles vernichten würde.
Ohne zu zögern informierten die Männer ihre Familien, packten ihre Sachen, trieben die Herden zusammen und verließen das gefährdete Gebiet. Gerade noch rechtzeitig konnten sie sich in höher gelegene Höhlen flüchten, als die sintflutartigen Regenfälle einsetzten. Es schüttete monatelang, bis die ganze Welt unter ihnen in den Fluten ertrank.
Als nichts mehr übrig war, erschien der Sonnengott Inti und trocknete mit seinem warmen Lächeln die nasse Erde. Die Familien stiegen aus den Höhlen hinab und bevölkerten wieder die Landstriche. Laut der Legende haben sich zwar die Menschen inzwischen überall auf der Welt verteilt. Doch die Lamas erinnern sich noch zu gut an die Sintflut und bevorzugen als Lebensraum das sichere Hochland.