Essaouira – viel besser als jedes Märchen

The WorldTravelerNach vier Tagen Marrakesch bin ich in Essaouira gelandet – einer der schönsten Städte Marokkos. In der Altstadt fühlt man sich stellenweise 100 Jahre zurückversetzt und die Lage am Meer toppt das Ganze noch.

Okay, ein Geheimtipp ist der Hippie- und Künstlerort Essaouira nicht mehr: Mit ihren verwinkelten Gassen, kobaltblauen Türen, Galerien, Cafés und teilweise verfallenem Charme hat mich die Altstadt umgehauen – aber viele andere Touristen auch. Jeder fotografiert hier, bis der Akku leer ist. Da die Medina seit Anfang des neuen Jahrtausends zum Weltkulturerbe gehört, wird sie nämlich jeden Tag noch schöner: Viele alte Häuser sowie die Stadtmauer wurden stilvoll renoviert und ein kulturelles Event löst das nächste ab.

In unserem Riad hängen überall Fotos von Jimi Hendrix. Der soll 1969 in Essaouira abgestiegen sein und im Nachbardorf sogar einen Song komponiert haben (wird zumindest den Touristen erzählt). Da die ZImmer nicht nummeriert sind, bin ich natürlich froh über das Bild von Jimmy gleich links neben unserer Tür – eine klasse Orientierungshilfe! Ein Fauxpas reicht mir nämlich für heute: Als ich raus auf die Straße wollte, irrte ich mich in der Tür … und war plötzlich im Hammam. Und eine nackte Frau stand fassungslos bei weit geöffneter Tür vor mir. War wohl eine Hotelangestellte, die vergessen hatte, abzusperren. Sollte man vielleicht machen, wenn das Bad gleich neben dem Ausgang liegt und es im Haus von Touristen wimmelt …

Frühstück mit Möwen

Auch Frühstücken auf der Terrasse hat hohen Unterhaltungswert: Kaum sitzen wir, fliegen ein paar Möwen ein – eine fetter als die andere. Sie platzieren sich in unmittelbarer Nähe des Tisches. Natürlich behalten wir die verfressenen Viecher immer im Auge. Nützt aber nichts, denn angegriffen wird von hinten: Ein Flügelschlag und zack, ist die Butter weg. Was die immer mit der Butter wollen, ist uns bisher ein Rätsel geblieben …

Arabisch ‚mal anders

Bei meinen Streifzügen durch die Medina entdecke ich jeden Tag Neues – schon deshalb, weil ich mich ständig verlaufe. Erst vorhin will ich zum Riad zurückgehen und stehe plötzlich an einem großen Platz mit gut besuchten Einheimischenlokalen. Da ich von der Herumlauferei ganz schön Hunger bekommen habe, setze ich mich auf den letzten freien Platz an einem langen Tisch. Und komme mit Sylvie aus Frankreich ins Gespräch, die ausgezeichnet Deutsch spricht. Sie ist oft in Marokko, kennt Essaouira in- und auswendig und gibt tolle Tipps. Nachdem ich jetzt einen Taxifahrer meines Vertrauens habe und weiß, wo man gut und günstig essen kann, hat Sylvie mir auch noch einen arabischen Privatlehrer vermittelt.

Baddredine ist ein ehemaliger Lehrer mit einer Engelsgeduld. Wir machen nun jeden Tag in seinem Lederwarenladen eine Stunde Arabisch. Damit uns kein potenzieller Kunde stört und vielleicht am Ende noch was kaufen will, stellt er einen Besen quer in den Eingang und gut is. Nach mehreren Arabischkursen in München, die letztendlich nicht viel gebracht haben, hab ich das erste Mal das Gefühl, dass ich die Sprache besser durchschaue. Und es kann jeden Tag nur besser werden!
Ach ja, meine Rundreise durch Marokko ist jetzt schon beendet. Habe mich bis zum Ende meines Aufenthaltes in einem Apartment gleich neben unserem Möwen-Riad eingemietet. Essaouira ist einfach mega!