Kubas Städte: Immer eine Reise wert

The WorldTravelerKuba-Reisende freuen sich vor allem auf Havanna. Doch auch andere Orte auf der Insel locken mit liebevoll restaurierten Altstädten, prunkvollen Kolonialbauten und viel karibischer Lebensfreude.

Kubas Hauptstadt Havanna fünf Jahrhunderte Geschichte

Bunte amerikanische Straßenkreuzer, Hemingway-Bars und viel maroder Charme – so stellen sich nicht wenige Europäer Cubas Hauptstadt vor. Wer dann vor Ort ist, wird nicht enttäuscht. Die fast 500 Jahre alte Metropole punktet zum einen mit tollen Foto-Motiven. Zum anderen bietet sie jedem, der ein bisschen Zeit mitbringt, auch einen Blick hinter die Kulissen bzw. Fassaden der alten Bauten.

Die in die Jahre gekommene „Perle der Karibik“ hat inzwischen an vielen Stellen ein Face Lifting bekommen, das ihr gut steht. So verwandelten sich in der zum Weltkulturerbe gehörenden Altstadt „Habana Vieja“ halbverfallene Gebäude wieder in barocke und neoklassizistische Schmuckstücke, zum Beispiel der ehemalige Gouverneurspalast „Palacio de los Capitanes Generales“ aus dem späten 18. Jahrhundert, die riesige Hafenfestung „La Cabaña“ („Fortaleza de San Carlos de la Cabaña“), die 1763-74 erbaut wurde, sowie das „Castillo de la Real Fuerza“, der mit rund 450 Jahren der älteste noch bestehende Militärbau Havannas.

Auch am Platz „Plaza Vieja“ wurden die Arkaden und Gebäude aus dem 18. Jahrhundert liebevoll restauriert; in der belebtesten Straße von Habana Vieja, der „Calle Obispo“, erstrahlen die Kolonialbauten in neuem Glanz. Der modernen Beleuchtung sei Dank können hier Einwohner und Besucher rund um die Uhr flanieren. Auch auf dem Prado (Paseo de Martí), Havannas berühmtester Avenue, kann man herrlich bummeln oder auf den Marmorbänken ausruhen und den Künstlern beim Malen zuschauen.

Kurz vor Sonnenuntergang ist es am schönsten am Malecón, der fast sieben Kilometer langen Uferpromenade der Hauptstadt, die von Gebäuden unterschiedlicher Epochen gesäumt wird. Pärchen schlendern verliebt den lebhaften Boulevard entlang, Musiker spielen ihre neuesten Stücke, Angler warten auf den großen Fisch und Touristen versuchen, die schönsten Fotomotive zu erhaschen. Am Abend geht’s dann zur weltbekannten Revue des „Tropicana“, ins „La Bodeguita del Medio“, wo schon Hemingway seinen Mojito trank oder ins elegante „El Floridita“ – angeblich die Wiege des „Daiquiri“.

Wer die Touristen-Meilen verlässt und durch die „dritte und vierte Reihe“ wandert, erlebt ein ganz anderes Havanna. Hier bröckeln die Fassaden bis zur Einsturzgefahr (am besten nicht unter den abgestützten Balkons langgehen …), hier leben die ärmeren Habaneros, die nicht – wie im Tourismus üblich – in konvertiblen Pesos bezahlt werden und auch keine Verwandten in Miami oder Madrid haben. Diese wachsende Kluft zwischen dem neuen, glanzvollen Havanna und dem Verfall anderer Stadtteile bzw. der wachsenden Verarmung der Bevölkerung ist bedrückend, aber gehört auch zum Bild der Zwei-Millionen-Metropole. Diese Widersprüche spiegeln letztendlich die Probleme wider, mit denen das ganze Land zu kämpfen hat.

Trinidad – eine Stadt wie aus dem Bilderbuch

Wie in einem riesigen Freilichtmuseum fühlt man sich, wenn man Trinidad besucht. Mit ihrer farbenfrohen Kolonialarchitektur, eingebettet in die grüne Berglandschaft der Sierra del Escambray, gehört diese Stätte des Weltkulturerbes zu den absoluten Highlights jeder Cuba-Reise.

Hier ticken die Uhren anders als im geschäftigen Havanna. Das liegt unter anderem daran, dass Trinidad mit rund 37 000 Einwohnern viel kleiner ist als die Hauptstadt und es kaum Läden, Restaurants und Hotels gibt. Stundenlang kann man durch die engen kopfsteingepflasterten Gassen der fast 500 Jahre alten Zuckeraristokratenstadt streifen. Beim Blick durch kunstvoll gefertigte schmiedeeiserne Gitter ins Innere der Wohnhäuser sind oft auch antike Möbelstücke und Kunstwerke aus der Kolonialzeit zu entdecken.

Der Zucker, das „Weiße Gold“, machte Trinidad Ende des 18. Jahrhunderts zu einer wohlhabenden Stadt: Dieser Reichtum manifestierte sich vor allem in den Prachtgebäuden, die die Zuckerbarone und andere betuchte Bürger in dieser Zeit erbauen ließen. Ein Banker wollte sogar seine Fußböden mit Goldmünzen auslegen, was die spanische Krone allerdings verbot: Der König hatte kein Interesse daran, dass auf seinem Konterfei herumgetrampelt wurde.

Das „Goldene Zeitalter“ fand sein Ende, als bei den beiden Unabhängigkeitskriegen viele Plantagen verwüstet wurden. Erschwerend hinzu kamen neben der Einführung der Dampfmaschine und Abschaffung der Sklaverei die Konkurrenz des Rübenzuckers aus Europa sowie die fehlende Infrastruktur: Trinidad hatte bis Mitte des 20. Jahrhundert keinen Anschluss ans Straßen- und Schienennetz, so dass es von den neuen Zuckerzentren Matanzas und Cienfuegos abgehängt wurde.

Erst vor rund 60 Jahren wurde die Infrastruktur ausgebaut und Trinidad touristisch erschlossen. Besonders sehenswert sind zum Beispiel der zentral gelegene Platz „Plaza Mayor“ mit vielen Museen in ehemaligen Adelspalästen sowie die Iglesia Parroquial de la Santísima, die 1892 an Stelle einer anderen zerstörten Kirche aus dem Jahr 1620 errichtet wurde. In dieser Kirche stehen elf aus wertvollen Hölzern gefertigte Altäre. Die größte Sehenswürdigkeit ist aber die 300 Jahre alte Statue „El Cristo de Veracruz“, die schon auf dem Weg von Spanien nach Mexico war, aber wegen eines Sturms, der das Auslaufen des Schiffes verhinderte, in Trinidad blieb.

Santiago de Cuba – hügelige Hafenstadt mit Karibik-Feeling

Das quirlige Santiago de Cuba ist fast noch aufregender als Havanna. Die Provinzhauptstadt an den Ausläufern der Sierra Maestra, an einem karibischen Naturhafen gelegen, kann mit rund 500 000 Einwohnern der Kapitale zwar größenmäßig nicht das Wasser reichen. Doch die ethnische Vielfalt und bewegte Geschichte sucht ihresgleichen auf Cuba.

Schon zehn Jahre nach ihrer Gründung, 1524, wurde Santiago die Hauptstadt Cubas und Hauptstützpunkt der spanischen Kriegsmarine in der Karibik. Schnell entwickelte sich der Ort zu einem bedeutenden Handelszentrum und Sammelpunkt der Silberflotte. Hier legten die ersten Sklavenschiffe aus Westafrika an, was Santiago nachhaltig in Sachen Tanz und Musik prägte. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war die Stadt Piratenangriffen ausgesetzt, doch nach dem Bau der Festung „El Morro“ bissen sich die Banditen an den wehrhaften Gemäuern die Zähne aus. Auch die Engländer konnten Santiago nur kurzfristig erobern, dann wurden sie in die Flucht geschlagen.

Ende des 18. Jahrhunderts flohen viele französische Großgrundbesitzer nach einem siegreichen Sklavenaufstand von Haiti nach Santiago. Sie brachten weitere Sklaven ins Land, aber auch technischen Kenntnisse und ihre Kultur. Die Franzosen kurbelten den Kaffee- und Zuckerrohranbau an und beeinflussten die cubanische Bourgeoisie mit ihren liberalen Vorstellungen. Kein Wunder also, dass Santiago de Cuba später zum Mittelpunkt der Unabhängigkeitsbewegung wurde. Die Wirtschaft florierte und es kamen nun auch Sklavenschiffe aus Jamaica und von anderen Karbikinseln.

Namhafte Santiagueros verhalfen Cuba in den Unabhängigkeitskriegen gegen die Spanier zum Sieg, wobei 1898 nicht die cubanische, sondern die US-amerikanische Flagge gehisst wurde. Doch der Widerstandswille der Einwohner war ungebrochen und nicht von ungefähr wurde 1953 hier mit dem (missglückten) Sturm von Castros Rebellen auf die Moncada-Kaserne die Revolution eingeleitet. Nach ihrem Sieg hielt Fidel Castro am 2. Januar 1959 vom Balkon des Rathauses in Santiago seine Siegesrede.

Für die Besichtigung der schönen Altstadt mit Kunst, Kultur und Gastronomie
sollte man sich viel Zeit nehmen. So hat man nicht nur die Gelegenheit, die prachtvollen Kolonialbauten zu bewundern, sondern auch das Flair dieser lebendigen Stadt aufzusaugen. Die meisten Sehenswürdigkeiten befinden sich zwischen dem zentralsten Platz der Stadt, dem Parque Céspedes, der Plaza de Marte und Plaza Dolores. Besonders sehenswert – bei Tag und bei Nacht – sind die restaurierten Kolonialhäuser am Parque Céspedes. Das 1519 errichtete „Casa de Diego Velázquez“ zum Beispiel ist Cubas ältestes Bauwerk, die Catedral de Nuestra Señora de la Asunción mit ihrer prunkvollen Rokokodecke und schönem Altar gilt als Wahrzeichen Santiagos.

Cienfuegos – Perle des Südens

Nur eine knappe Autostunde von Trinidad entfernt, überrascht die „sauberste Stadt Cubas“ an der Bucht von Jagua mit hübschen Kolonialbauten und etwas weniger Tourismus als beim berühmten Nachbarn. 2005 wurde die Altstadt, die mit vielen Sehenswürdigkeiten aufwartet, zum Weltkulturerbe erklärt.

Auf dem Weg in den Ort hat man den Eindruck, in einer reinen Industriesiedlung gelandet zu sein, die nicht viel zu bieten hat. Doch das täuscht. Cienfuegos, die ihren Namen Gouverneur José Cienfuegos zu verdanken hat, ist eine lebendige, elegante Stadt (rund 140 000 Einwohner), deren Mix aus neoklassizistischer Architektur, Art Nouveau und Art Déco die Touristen begeistert. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von französischen Siedlern gegründet und hat sich bis heute ihren französischen Charme erhalten. Von der Sehnsucht nach ihrer Heimat getrieben, ließen die Franzosen auf dem Parque Martí sogar einen Triumphbogen bauen – übrigens der einzige Cubas. Auch die Straßencafés verströmen französisches Ambiente.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Cienfuegos über 100 Zuckermühlen; auf den Zuckerplantagen schufteten – wie in anderen Teilen Cubas auch – die afrikanischen Sklaven. Zeugnisse des Reichtums der Zuckerbarone legen noch heute Cienfuegos Prachtbauten ab, denen auch die Unabhängigkeitskriege nicht viel anhaben konnten. Besonders schön am Abend sind die belebten Flaniermeilen Prado, die längste Allee Cubas, und der Malecón.

Gibara – Villa Blanca im Dornröschenschlaf

Dieses Schmuckstück kolonialer Architektur, 33 Kilometer von Holguín entfernt, gehört nur selten zur Reiseroute der Bustouristen. Dabei lohnt sich ein Besuch der 1817 gegründeten hübschen Kleinstadt auf jeden Fall.

Schon allein die traumhafte Lage an einer pittoresken Bucht, umgeben von den Maniabón-Hügeln, macht die City ziemlich attraktiv. Dazu kommen die wunderschönen neoklassizistischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, die den reichen Zuckerbaronen gehörten. Gibara, wegen ihrer vielen weißen Häuserfassaden auch gern „Villa Blanca“ genannt, mauserte sich in den ersten Jahrzehnten nach ihrer Entstehung zu einem wichtigen Handelshafen und Wirtschaftszentrum in der Region.

Als dann allerdings die Unabhängigkeitskriege den Ort in Mitleidenschaft zogen und sich erschwerend die Infrastruktur nicht weiterentwickelte, setzte der Niedergang ein. Erst in den 50er-Jahren wurde schließlich eine Straße nach Gibara gebaut, sodass nicht mehr alle Güter und Personen nur per Schiene oder Zug befördert werden mussten. Doch die lange Abgeschiedenheit hatte auch dafür gesorgt, dass der Ort nicht so überlaufen ist wie andere koloniale Kleinstädte.

Auf keiner Besichtigung auslassen sollte man den Zentralpark „Calixto García“ mit seinem kolonialen Flair und der über 150 Jahre alten Kirche „Iglesia de San Fulgencio“ sowie die Ruine der alten spanischen Bastion „El Cuartelón“ mit toller Aussicht auf Gibara. Zum Besuch laden ebenfalls drei interessante Museen ein: das Museum für koloniale Kunst – Museo de Arte Colonial – im prächtigen ehemaligen Palais eines reichen Händlers, das naturhistorische Museum – Museo de Historia Natural – mit Ausstellungen zur cubanischen Tierwelt und das historische Museum von Gibara – Museo Municipal, das die Geschichte der Stadt seit vorkolonialer Zeit wieder lebendig werden lässt.

Camagüey – Kunst und Kultur abseits der Touristenströme

Im Jahre 1514 gegründet, braucht sich Camagüey nicht vor seiner geschichtsträchtigen, fotogenen Konkurrenz zu verstecken: Zwar liegt die drittgrößte Stadt Cubas nicht am Meer, dafür aber ganz zentral im Landesinneren der Insel inmitten von Zuckerrohrplantagen und Viehweiden. Ihren exotisch klingenden Name trägt sie seit 1923; er stammt von einem Kaziken-Häuptling.

Das historische Zentrum ist das zweitbest-erhaltene des Landes (nach Havanna) und gehört zum Weltkulturerbe. In Sachen Kirchendichte nimmt das katholische Camagüey sogar Platz eins ein. Berühmt ist die City außerdem für ihre großen Tonkrüge („tinajones“), in denen die Einwohner aufgrund von permanentem Wassermangel Regenwasser auffingen; heute dienen diese aber hauptsächlich zur Dekoration.

Die Altstadt Camagüeys lernt man am besten per Fahrradrikscha kennen. Die Fahrer stoppen an allen markanten Punkten, wo man auch aussteigen kann. So sieht man – unterm Rikscha-Dach vor der Sonne geschützt – in kurzer Zeit viele Sehenswürdigkeiten. Zum Beispiel die Catedral Nuestra Señora de la Candelaria (1530 erbaut) mit ihrer renovierten neoklassizistischen Fassade oder die über 200 Jahre alte kopfsteingepflasterte Plaza San Juan de Dios mit einer Barockkirche, einem früheren Krankenhaus im maurischen Stil, Restaurants und Cafés sowie das schöne Teatro Prinicipal mit Marmortreppe und bunten Glasfenstern, in dem abends ein sehr bekanntes Ballett auftritt.

Lustig sind die Wandmalereien der Künstlerin Ileana Sánchez in der Calle Jaime, die Afrocubaner in unterschiedlichen Alltagssituationen darstellen. Im Kunsthaus – fast schon ein Kunstmuseum – „Casa de Arte Ileana Sánchez y Joel Jover“ findet man interessante Souvenirs und Bilder – wie auch in anderen kleinen Galerien und Ausstellungen der Stadt. In Camagüey kam außerdem der berühmte mulattische Dichter Nicolás Guillén (1902 – 1989) zur Welt. In seinen Werken erzählt er von dem schweren Leben der afrokubanischen Bevölkerung. Im „Casa Natal Nicolás Guillén“ – heute Kulturzentrum – sind persönliche Objekte, Schriftstücke und Fotos des cubanischen Nationaldichters ausgestellt.

Baracoa – wo die Zeit stehengeblieben ist

Nur wenige Touristen verirren sich in diesen abgelegenen kolonialen Ort am östlichen Ende Cubas, der bis zur Revolution nur per Seeweg erreichbar war. Die Anreise auf einer Passstraße durch die tolle tropische Bergwelt mit Kaffee-, Kakao-, Kokosnuss- und Bananenanbau dauert zwar etwas länger, ist aber sehr abwechslungsreich. Die Anstrengung lohnt sich auf jeden Fall! Für einige ist Baracoa sogar einer der interessantesten Orte Cubas. Denn inmitten tropischer Vegetation gelegen, mit der höchsten Luftfeuchtigkeit Cubas und Temperaturen bei fast 40 Grad, kommt in Baracoa noch ein Tick mehr Karibik-Feeling auf als in den anderen Städten.

Diese älteste europäisch-koloniale Siedlung der Insel wurde von den Spaniern 1511 gegründet, wobei auf diesem Boden schon rund 2000 Jahre früher indigene Völker lebten. Der kleine Ort (zirka 42 000 Einwohner) hat ein hübsches koloniales Stadtzentrum mit einstöckigen Kolonnadenhäusern, klassizistischen Gebäuden und reichlich französischem Ambiente: Auch hier ließen sich französische Großgrundbesitzer nach ihrer Flucht aus Haiti Ende des 18. Jahrhunderts nieder. Sie brachten mit ihrem technischen Know-how die Landwirtschaft zum Laufen und beeinflussten die kulturelle Entwicklung.

Baracoa erstreckt sich rund drei Kilometer entlang der Bahía de Miel. Auf der Plaza Martí und in den beiden Straßen Calle Maceo sowie Calle Martí findet man den Großteil an Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Geschäfte und Pensionen. Leckeres Eis und Schokolade gibt’s im „Casa de Chocolate“. Die Catedral de Nuestra Señora de La Asunción aus dem 19. Jahrhundert birgt einen großen Schatz: ein Holzkreuz von Kolumbus, das er angeblich 1492 in Baracoa ließ.

Vor der Kathedrale steht die Büste des Häuptlings Hatuey, der gegen die Spanier kämpfte und 1512 verbrannt wurde, weil er nicht zum christlichen Glauben übertreten wollte. Im Stadtmuseum (Museo Municipal) in der Festung Matachin können sich Interessierte über weitere Details aus der wechselvollen Geschichte informieren, Objekte der indigenen Bevölkerung anschauen und eine Sammlung von Polymita-Buntschnecken bewundern, die nur in Cuba leben.

Bayamo – Wiege des Nationalismus

Auch in Bayamo am Fuße der Sierra Maestra hält sich der Tourismus in Grenzen. Zu Unrecht, denn die 1513 gegründete – und damit zweitälteste – Stadt Cubas spielt in geschichtlicher Hinsicht eine große Rolle. Auch ihre schön restaurierten Kolonialbauten der ehemaligen Zuckerbarone, zum Beispiel am Parque Céspedes oder an der Plaza del Himno, sind sehenswert. Und eine saubere, von Künstlern gestaltete Fußgängerzone lädt zum Bummeln ein.

Obwohl es in Bayamo heute eher bedächtig zugeht, hat die City bewegte Zeiten hinter sich. Hier rebellierten erst die Indianer, dann die afrikanischen Sklaven gegen die Spanier, später verfolgten die Bayameser einen Bischofs-Entführer, den sie kurzerhand nach Festnahme einen Kopf kürzer machten. In Bayamo wehrten sich außerdem die Einwohner gegen einen spanischen Gouverneur, der den Schmuggel verbieten wollte. Und als Krönung wurde in der Stadt 1819 der „Vater des Vaterlandes“, Carlos Manuel de Céspedes, geboren, dessen Geburtshaus heute noch besichtigt werden kann.

Céspedes ließ 1868 seine Sklaven frei und rief die Cubaner zum Kampf gegen die Spanier auf, womit er den Ersten Unabhängigkeitskrieg auslöste. Kurzzeitig war Céspedes dann Präsident einer im Untergrund gebildeten cubanischen Republik. In diesen turbulenten Tagen wurde auch zum ersten Mal „La Bayamesa“, die cubanische Nationalhymne von Perucho Figueredo, gespielt. Als sein Sohn in spanische Gefangenschaft geriet, entschied sich Céspedes gegen das Ende der Kämpfe und den Austausch seines Jungen. Er sprach die legendären Worte: „Alle Kubaner sind meine Söhne“, woraufhin der junge Mann getötet wurde. Doch auch im 20. Jahrhundert zeigten sich die Bayameser kämpferisch: Ab 1956, organisierten viele von ihnen zusammen mit Fidel Castro und seine Mannen den Guerillakrieg in der Sierra Maestra.

Heute geht es friedlicher zu in der 130 000 Einwohner großen Stadt, aber Sehenswürdigkeiten wie die Plaza de la Revolución mit Denkmälern von Céspedes und Figueredo, auf der jedes Jahr am 20. Oktober die Entstehung gefeiert wird, erinnern noch an die kämpferische Zeit.

Santa Clara – Stadt der heroischen Guerilleros

Obwohl diese Stadt architektonisch gesehen nicht ganz so viel zu bieten hat, spielt sie eine wichtige Rolle in der cubanischen Geschichte. Dabei steht ein Mann immer im Mittelpunkt: Comandante Ernesto „Che“ Guevara, Freund und Verbündeter von Fidel Castro, und bis heute verehrt von vielen Cubanern. Der gebürtige Argentinier hatte großen Anteil am Sieg der Revolution 1957/58: Unter seinem Kommando bezwangen die Rebellen die zahlenmäßig weit stärkere Armee Batistas und nahmen am 29. Dezember 1958 Santa Clara ein: Auf diese Weise wurde der Weg frei nach Havanna. Drei Tage später flüchtete General Batista aus Cuba in die Dominikanische Republik, und die Revolution hatte gesiegt.

Verschiedene Ehrenmale erinnern an die große Schlacht, zum Beispiel das „Monumento al Tren Blindado“ (Denkmal des Panzerzugs) vom cubanischen Bildhauer José Delarra: Dieser Zug hatte Havanna am 23.12.58 mit 373 Soldaten an Bord sowie reichlich Proviant, Waffen und Munition in Richtung Osten verlassen, um eine Wende im Kampf gegen die Guerilleros herbeizuführen.

Stattdessen brachten Che und seine Leute den Zug zum Entgleisen. Nachdem die Rebellen Molotow-Cocktails gezündet hatten und die Hitze in den Waggons unerträglich wurde, kapitulierten die Batista-Soldaten. Heute stehen vier restaurierte Originalwagen als Museumsstücke neben den Gleisanlagen. Auch der Bulldozer, mit dem Che die Gleise zerstört hatte, kann besichtigt werden.
Das „Museo y Monumento Memorial Comandante Ernesto Che Guevara“ (Museum zur Erinnerung an den Comandante) an der weitläufigen Plaza de la Revolución , beherbergt u.a. das Mausoleum von Che. In der Mitte der Anlage steht eine sechs Meter hohe Bronzestatue des Guerillero, die ihn in Uniform mit eingegipstem Arm zeigt, den er sich beim Kampf gebrochen hatte.

Wer noch Zeit hat, sollte durch Santa Claras gut erhaltenes Stadtzentrum bummeln und zum Beispiel einen Blick in das 1885 erbaute schöne Theater „Teatro La Caridad“ am Parque Vidal werfen. Besonders beeindruckend ist das Deckengemälde von Camilo Salaya. Zu den ältesten Kirchen der City gehört die Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete Iglesia de Nuestra Señora de Carmen.

Sancti Spíritus – die verkannte Schönheit

Die Hauptstadt der Provinz Sancti Spíritus hat es nicht leicht. Obwohl auch sie mit kolonialem Flair, einem schönen historischen Stadtzentrum und kopfsteingepflasterten Straßen punktet, läuft ihr das nur 70 Kilometer entfernte, viel kleinere Trinidad den Rang ab. Dabei können die Touristen in Sancti Spíritus, das zu den sieben ältesten Städten Cubas gehört, viel entdecken. Während der Kolonialzeit waren viele Bewohner durch Zuckerrohr- und Tabakanbau sowie Viehzucht reich geworden, was sich u.a. in den schönen farbenprächtigen Kolonialbauten manifestiert.

Die Iglesia Parroquial Mayor del Espíritu Santo aus dem 16. Jahrhundert, die zuerst aus Holz gebaut wurde, zählt zu den ältesten cubanischen Kirchen. Ende des 17. Jahrhunderts wurde sie nach Plünderungen von Piraten und anschließendem Feuer aus Stein wiederaufgebaut: Allein schon ihre im Mudéjar-Stil (mit Elementen der islamischen Architektur) gefertigte Decke ist einen Besuch in diesem Gotteshaus wert.

Doch es gibt noch mehr zu sehen: Im über 130 Jahre alten restaurierten Theater „Teatro Prinicipal“ kann man mit etwas Glück den bekannten Chor „Coro de Claro“ erleben. Die leidvolle Geschichte der Sklaven erzählt das Museum „Museo de la Esclavitud“; das Kolonialmuseum „Museo Colonial“ mit hübschem Innenhof stellt Exponate aus der Kolonialzeit aus. Wer ein Stückchen weiterläuft, gelangt zu einer fünfbögigen Brücke. Die rund 200 Jahre alte „Puente Yayabo“ ist die einzige Steinbogenbrücke Cubas und Wahrzeichen der ruhigen, aber interessanten Stadt.