Wie bei einem Eisberg liegen viele Bereiche einer für uns fremden Kultur in der Tiefe verborgen. Sie haben aber einen großen Einfluss auf die sichtbaren Bereiche der Kultur, zum Beispiel im Unternehmen.
Zusammenhänge zwischen Wahrnehmbarem (Perceptas) und Verborgenem (Conceptas) lassen sich anhand eines Eisbergs erklären, bei dem der größte Teil in der Tiefe liegt. Ein aus dem Eisberg-Modell abgeleitetes Schichtenmodell von Dülfer soll die „lebensweltliche Gebundenheit unternehmerischen Handelns“ verdeutlichen.
„Perceptas“ bieten die Möglichkeit, kulturelle Eigenheiten zu beschreiben, „Conceptas“ – diese zu erklären. Artefakte wie Bürohäuser, Kleiderordnung, Logos beispielsweise repräsentieren direkt sichtbare „Zeichen“ einer Unternehmenskultur; allerdings wird auf dieser Wahrnehmungsebene („Perceptas“) immer nur eine Auswahl erfasst. So können zum Beispiel hochwertige, ergonomische Computerstühle für die Mitarbeiter (also wahrnehmbare Artefakte) einer Firma ein „Zeichen“ dafür sein, dass sich das Unternehmen um die Gesundheit seiner Angestellten kümmert.
In einer anderen Firma könnte sich hinter diesem Zeichen aber auch verbergen, dass das Unternehmen hauptsächlich aus Prestigegründen diese Stühle im Büro stehen hat – um nach außen hin zu dokumentieren, dass es ihm wirtschaftlich gut geht. Es kann jedoch in keinem der beiden Fälle eine hundertprozentige Aussage über die Motivation / Unternehmenskultur getroffen werden, solange man nicht die Werte, Gedanken, Grundannahmen, das heißt, die (nicht wahrnehmbaren) Handlungskonzepte – „Conceptas“ – kennt.
Eisberg-Modell
Das Eisberg-Modell, das später daraus hervorging, rechnet dementsprechend auch nur die Spitze des Eisbergs dem Wahrnehmbaren, der „Perceptas“, zu, während das eigentliche „Bergmassiv“, die „Conceptas“, unterm Wasser verborgen bleibt: Eine Kultur wird also erst unter Einbeziehung dieser konzeptionellen Hintergründe erklär- und verstehbar. „So wie auf der Ebene der ‚Perceptas’ das ‚Was’ einer Kultur beschrieben wird, so ermöglicht die ‚Conceptas’-Ebene in einem zweiten Schritt Erklärungen des ‚Warum’ bestimmter Eigenarten und Funktionszusammenhänge einer Kultur. Damit kommen letztlich auch immer historische Perspektiven ins Spiel, die ihrerseits Verknüpfungsmöglichkeiten bieten und in einem dritten Schritt Kulturen als offene Netzwerke von – sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit – unendlich vielen untereinander verbundenen Handlungen verstehen lassen.“ *
Schichtenmodell
Das „Schichtenmodell der Umweltberücksichtigung“ von Eberhard Dülfer wird häufig zur Erklärung der lebensweltlichen Gebundenheit unternehmerischen Handelns herangezogen (Dülfer 1999). Das kulturgebundene Modell besteht aus mehreren wechselseitig miteinander verbundenen Schichten (in Anlehnung an das Eisberg-Modell), die die Handlungsweisen der Manager beeinflussen.
Zwar weist das Modell einige Schwächen im Detail auf wie struktur- statt prozessorientierter Darstellung sowie Vernachlässigung interkultureller und historischer Einflussfaktoren, aber es dokumentiert auch eindrucksvoll die gegenseitige Abhängigkeit der einzelnen Kultur-“Ebenen“ *