Bus, Bahn, Wassertaxi: Nix für Weicheier!

The WorldTravelerCosta Rica ist nur wenig größer als Niedersachsen. Doch wer hier von A nach B reisen will, braucht teilweise starke Nerven. In der Rush Hour und am Wochenende geht nichts mehr, und es dauert oft Stunden, um ein paar Kilometer zurückzulegen. Oder mal anders ausgedrückt: Der Verkehr ist eine Katastrophe, vor allem im Großraum San José, Heredia, Alajuela. Darum ist es besser, Ausflüge zu planen. Neben gutem Timing sind zum Beispiel bei Busfahrten auch Pfadfinderfähigkeiten gefragt … denn jeder Bus fährt woanders ab.

Auch nach zwei Wochen in Heredia steige ich immer noch nicht komplett durch, wo welcher Bus losfährt: Es gibt in dieser 500 000-Einwohner-Stadt keinen zentralen Busterminal; jede Buslinie hat andere Einstiegshaltestellen. Hinzukommend muss man nicht nur wissen, wo der Bus startet und wohin man möchte, sondern auch, über welchen anderen Ort man da hingelangt. Beispiel: Ich wollte ins Stadtzentrum von San José. An den meisten Bussen steht ja „San José“ dran, also dachte ich anfangs, dass ich einfach in einen dieser Busse einsteige und der dann irgendwo in Downtown hält.
Weit gefehlt! Ins Stadtzentrum der Hauptstadt muss man z.B. den Bus nehmen, der über Santo Domingo fährt. Und um die Bushaltestelle dieses Busses zu finden, ist viel Orientierungssinn gefragt, denn Adressen gibt es ja auch keine. Die Ticos beschreiben den Weg dann so: „Gehe drei Blöcke nach Süden und dann zwei nach Westen …“ Da so eine Gringa wie ich natürlich keinen blassen Schimmer von den Himmelsrichtungen in Heredia hat, hilft hier nur noch ein bisschen Glück oder eine gute Seele, die den Weg idiotensicher erklärt.

Sitzt man dann endlich im richtigen Bus ist alles gut … vorerst einmal. In der Rush Hour oder am Wochenende ist aber oft so viel Verkehr, dass ein Linienbus für 15 km zwei Stunden braucht, vor allem, wenn die Route am Flughafen vorbeiführt. Das habe ich tatsächlich erlebt und bin dann zusammen mit einigen anderen Passagieren ausgestiegen, um den Rest des Weges zu laufen. Der Bus kam einfach nicht mehr voran und drinnen war es vor Hitze nicht mehr auszuhalten. Meine Freunde aus Heredia haben mir das Verkehrschaos so erklärt: In den letzten Jahren ist nicht nur die Bevölkerung sehr schnell gewachsen, sondern auch die Anzahl der Autos. Und da hier das Auto ein Statussymbol ist, muss es mindestens ein Jeep oder Pickup-Truck sein.

Leider kommt die Infrastruktur nicht mehr mit dem hohen Verkehrsaufkommen mit. Die Straßen in den Städten sind viel zu eng, es gibt zu wenige Umgehungsrouten und mit alternativen Verkehrsmitteln sieht es auch nicht gut aus: Über den Bau einer U-Bahn wird wohl seit Jahren gesprochen, aber nichts passiert.

Allerdings verkehrt ein Zug zwischen Heredia und San José bzw. Cartago. Von der Bahn werden insgesamt rund 300 Kilometer Streckennetz bedient. Die Züge fahren aber nur früh oder abends, und sind für Berufspendler gedacht. Und auch hier muss man als Tourist wissen, ob es sich überhaupt lohnt, den Zug zu nehmen. Die Waggons scheinen noch aus der Nachkriegszeit zu stammen und der Zug hält nur an wenigen Bahnhöfen in San José. Um nicht im „falschen“ Viertel zu landen. sollte man vor Fahrtantritt lieber erst einmal Google Maps konsultieren.

Wer weitere Strecken per Bus zurücklegen will, hat einige private Linien zur Auswahl, die von zentralen Busbahnhöfen in San José und anderen größeren Städten abfahren. Aber auch das ist mitunter umständlich, denn z.B. bei der bekannten Buslinie Tracopa kann man sein Ticket nicht online buchen. Um nicht zu riskieren, in der Hochsaison keinen Sitzplatz mehr auf der siebenstündigen Fahrt (mit Abfahrt 7 Uhr) nach Golfito, zu bekommen, hätte ich also schon ein paar Tage vorher von Heredia aus nach San José zum Busterminal fahren und mir das Ticket vor Ort kaufen müssen. Nach einigem Hin- und Herüberlegen habe ich mich dann für einen Flug mit SANSA entschieden. Die Fahrt mit Uber zum Flughafen war früh um vier kein Problem, und der Flug in dem Kleinflugzeug dauerte 50 angenehme Minuten.

6.30 Uhr war ich vor Ort und hab mir die sechs Stunden bis zur Abfahrt des öffentlichen Wassertaxis nach Zancudo (für 5 Dollar) in einem netten Bistro vertrieben. Alternativ hätte ich ein privates Wassertaxi für 60 Dollar buchen können. Die Überfahrt in dem kleinen Boot war dann nicht nur rasant, sondern auch landschaftlich reizvoll. Dass es in der Flussmündung, in die wir reingefahren sind, Krokodile gibt, hab ich erst später erfahren. Auf der Rückfahrt nach Golfito nehme ich lieber den Bus … Der fährt zwar früh um fünf, aber so ist das eben hier. Die Öffentlichen, die sehr preiswert sind, werden hauptsächlich von nicht so begüterten Berufstätigen genutzt … und von ein paar abenteuerlustigen Touristen …

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